Call for papers – Kulturen des digitalen Gedächtnisses

Für die 8. Jahrestagung des Verbands »Digital Humanities im deutschsprachigen Raum e.V.«, die an der Universität Potsdam und der Fachhochschule Potsdam gibt es einen Call for Papers zum Thema »Kulturen des digitalen Gedächtnisses« bis zum 15.07.2021.

I. Tagungsthema

Kulturen beruhen auf Erinnerung, auf Techniken der Speicherung, der Überlieferung, die Tradition und Geschichte erst ermöglichen. Für die Geisteswissenschaften ist dieses auf Praktiken und Objekten basierende kulturelle Gedächtnis das Fundament, auf dem sie arbeiten, von dem aus sie forschen: ein Fundament, das derzeit – in Archiven, Bibliotheken, Museen, Behörden und Stiftungen, Konzernen und NGOs – digitalisiert wird. Diese digitale Transformation der Speicher- und Übertragungsmedien sowie deren Praktiken und Technologien des Erinnerns, aber auch des Vergessens, zu gestalten wie zu reflektieren, ist eine der Aufgaben der Geisteswissenschaften.

Dabei wird nicht nur das interpretative Geschichtsverstehen durch digitale Methoden ergänzt, es wandeln sich auch die Gegenstände der Geisteswissenschaften und deren Einbettung in die medialen Speicher und Kanäle der Kulturen. Vor unseren Augen entsteht ein digital prozessiertes, zugleich gegenwärtiges und historisches Datenerbe, das einer eigenen Gedächtnisarbeit bedarf: das es zu erforschen, zu bewahren, zu pflegen und zu vermitteln gilt. Die digitalen Geisteswissenschaften sind dabei nicht nur Motor dieser digitalisierungsgetriebenen Transformation, sondern in kritischer Tradition auch eine Reflexionsinstanz des kulturellen, gesellschaftlichen, wissenschaftlichen, ökonomischen, politischen und bei all dem auch infrastrukturellen Wandels.

Welche Konsequenzen aber hat es, dass wir das Digitale zunehmend als Bedingungsrahmen für unsere gegenwärtigen Gedächtniskulturen und deren Praktiken begreifen müssen? Was bedeutet es, geisteswissenschaftliche Gedächtnisarbeit auch als informationstechnologische Datenbankarbeit, als Aushandlung von Metadatenstandards, als digitalen Sammlungsaufbau, als Korpuskuratierung, als FAIRes Forschungsdatenmanagement zu begreifen? Welche Rekodierungs- und Modellierungsarbeit ist nötig, um das kulturelle Gedächtnis digital zu bewahren, zu erforschen und zu vermitteln? Wie wandelt sich die historische Erinnerung, wenn sie etwa um Techniken der datenbasierten Mustererkennung erweitert wird? Was für Erinnerungstechniken sind eigentlich Parsing oder Preprocessing – was für ein Form des Gedächtnisses ist der Datenbankdump? Und welche Potenziale bergen offene Zugänge zum kulturellen Erbe für die historische Selbstvergewisserung gegenwärtiger Kulturen? Wie müssen solche Zugänge – als Grundlage der Arbeit der digitalen Geisteswissenschaften – gestaltet werden?

Derartige Fragen nach den Folgen der Digitalisierung für die gegenwärtigen und künftigen Kulturen des digitalen Gedächtnisses zu stellen, bedeutet auch, intensiver über Infrastrukturen des digitalen Gedächtnisses nachzudenken, denn diese werden derzeit neu verhandelt: wissenschaftlich, gesellschaftlich, ökonomisch, rechtlich und politisch. Spätestens hier werden die Kulturen des digitalen Gedächtnisses selbst zum Politikum, das die Praktiken der digitalen Geisteswissenschaften rahmt und bedingt. Dass Algorithmen der digitalen Geisteswissenschaften aus den Händen von Konzernen stammen und dass die Infrastrukturen unserer digitalen Gedächtniskulturen sowohl ein ökonomisches Gut als auch ein Gegenstand politischer Aushandlungen sind, sollte die stets auch kritischen Geisteswissenschaften intellektuell beunruhigen.

Über den Schwerpunktbereich ›Kulturen des digitalen Gedächtnisses‹ hinaus sind Einreichungen zu allen Themen aus den Digital Humanities sowie die Vorstellung und Diskussion von positiven und negativen Projektergebnissen willkommen.

Die Universität Potsdam, die Fachhochschule Potsdam und das Land Brandenburg laden Sie, gemeinsam mit dem Kulturpartner Museum Barberini, zur Teilnahme an der Jahrestagung der deutschsprachigen Digital Humanities ein und freuen sich auf eine ereignis-, erkenntnis- und diskussionsreiche Tagungswoche.

II. Formalia

Es können eingereicht werden:

  • Vorträge (Proposal von mindestens 1500, maximal 2000 Wörtern)
  • Panels (minimal drei, maximal sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ein Proposal von mindestens 1200, maximal 1500 Wörtern)
  • Poster (Proposal von mindestens 500, maximal 750 Wörtern)
  • vor der Tagung stattfindende, halb- oder ganztägige Workshops (Proposal von mindestens 1200, maximal 1500 Wörtern)

Für die Einreichung der Proposals müssen Sie sich in ConfTool registrieren und eine mit dem DHConvalidator-Webservice erstellte dhc-Datei zur Begutachtung einreichen. Zusätzlich ist eine Kurzzusammenfassung des Proposals mit ca. 100–150 Wörtern in Conftool einzutragen. Die Proposals werden sowohl in der Zenodo Community des DHd-Verbandes individuell veröffentlicht als auch gemeinsam mit den Kurzzusammenfassungen auf der Website der Tagung und im Tagungsprogramm. Über den DHConvalidator erhalten Sie auch ein Template zur Einreichung von Word- bzw. OpenOffice-Formaten mit den Guidelines für Zitate, Quellenangaben und Bibliographie. Sie können dazu auch die Guidelines heranziehen.

Die Frist für die Einreichung von Proposals läuft am 15.07.2021 (23:59 Uhr, MESZ) ab. Bitte beachten Sie: Entgegen der Gepflogenheit in den letzten Jahren wird die Frist in diesem Jahr nicht verlängert.

Die Begutachtung der Proposals erfolgt nach einem Open Peer Review-Verfahren, bei dem die Namen der Einreichenden und Begutachtenden gegenseitig offengelegt werden (sog. open identities), die Reviews selbst werden nicht veröffentlicht. Eine Benachrichtigung darüber, ob das Proposal angenommen wurde, wird voraussichtlich bis 31.10.2021 versandt. Rückfragen zur Einreichung richten Sie bitte per E-Mail an:  

Die primäre Sprache der Veranstaltung ist Deutsch. Vorschläge sollen in deutscher Sprache eingereicht werden, sie können aber auch auf Englisch eingereicht werden. Die Beiträge sollen auf Deutsch vorgetragen werden, sie können aber in begründeten Fällen auch auf Englisch vorgetragen werden.

Jede Person kann nur ein einziges Proposal für einen Vortrag oder ein Poster einreichen (Rolle: ›Vortragende Person im ConfTool‹) und nur einen Vortrag halten. Die Ko-Autorschaft bei maximal zwei weiteren Proposals (Vortrag oder Poster) ohne Beteiligung an der Präsentation ist möglich. Zusätzlich kann jede Person an maximal einer Panel- oder Workshop-Einreichung beteiligt sein. Jede Arbeitsgruppe des DHd hat darüber hinaus die Möglichkeit einer zusätzlichen Einreichung (Workshop, Panel, Poster), die als solche gekennzeichnet werden muss.

Es wird davon ausgegangen, dass angenommene Beiträge von den Einreichenden persönlich und vor Ort vorgestellt werden. Es besteht kein Anspruch auf Zuschaltung oder Übertragung aus der Ferne, in begründeten Ausnahmefällen werden sich die Veranstalter um Lösungen bemühen.

Ein Proposal für eine wissenschaftliche Präsentation hat üblicherweise Referenzen, die am Ende in einer Bibliographie aufgelistet werden. Diese werden bei der Ermittlung der Länge der Proposaltexte nicht berücksichtigt. Alle Wörter davor (z. B. Bildunterschriften) werden gezählt.

Ein gutes Proposal folgt den Prinzipien guter wissenschaftlicher Arbeit und beschreibt in inhaltlich und formal strukturierter Weise Forschungsfrage, Material, Methode und Ergebnisse. Falls Unklarheit über die Form von Proposals besteht, empfiehlt sich ein Blick in gelungene Beispiele der letzten Tagung: Das Book of Abstracts zur DHd2020 gibt einen Überblick über angenommene Vorträge, Panels, Poster und Workshops.

a) Vorträge

Vorträge (Proposaltext: mindestens 1500, maximal 2000 Wörter) stellen unveröffentlichte Ergebnisse dar und/oder berichten über die Entwicklung von signifikanten neuen Methoden oder digitalen Ressourcen und/oder stellen ein methodisches bzw. theoretisches Konzept vor. Für die einzelnen Vorträge sind 20 Minuten Präsentationszeit und zehn Minuten für Fragen vorgesehen. Es wird erwartet, dass im Proposal zumindest signifikante Zwischenergebnisse vorgelegt werden. Vortrags-Proposals sollten den Forschungsbeitrag in geeigneter Weise auf dem Hintergrund des Forschungsstands kontextualisieren und seine Bedeutung für die (digitalen) Geisteswissenschaften oder einen jeweiligen Teilbereich daraus deutlich machen. Ein Literaturverzeichnis ist beizufügen. Für die Ankündigung von Vorhaben, zu denen noch keine Zwischenergebnisse vorliegen, ist das Posterformat vorgesehen.

Zu angenommenen Vortrags-Proposals muss unter Berücksichtigung der Gutachten bis zum 01.12.2021 eine Camera-Ready-Version im Umfang von max. 2.500 Wörtern eingereicht werden.

b) Panels

Panels bieten drei bis sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit, ein Thema zu diskutieren, das den Bereich eines einzelnen Projektes, Projektverbundes    oder Forschungsstandorts überschreitet. Es ist darauf zu achten, dass die Mitglieder eines Panels nach Kriterien der Diversität besetzt sind. Es wird erwartet, dass von der 90-minütigen Sitzung nicht mehr als ein Drittel auf vorbereitete Statements entfällt und die Aussprache innerhalb des Panels genügend Zeit für eine Diskussion mit dem Publikum lässt (ca. 30 min). Die Panel-Organisatorinnen und -Organisatoren reichen eine kurze Beschreibung des Themas im Umfang von mindestens 1200, maximal 1500 Wörtern ein und bestätigen die Bereitschaft der aufgeführten Personen, am Panel teilzunehmen. Für die Annahme eines Panelproposal ist die stringente Darlegung des thematischen bzw. methodischen Zusammenhangs der Einzelbeiträge von entscheidender Bedeutung.

c) Posterpräsentation

Poster (Proposaltext: mindestens 500, maximal 750 Wörter) können zu jedem Thema des Call for Papers eingereicht werden. Sie können auch den Stand einzelner Projekte anschaulich beschreiben. Die Poster werden jeweils gemeinsam mit den Proposals in der Zenodo Community des DHd-Verbandes unter einer CC-BY-Lizenz publiziert und – flankierend zur Posterausstellung auf der Tagung – in einer virtuellen Posterpräsentation gezeigt. Poster, die für die Präsentation angenommen werden, müssen deshalb von den Präsentierenden bis spätestens zum 21.02.2022 als Datei über ConfTool eingereicht werden. Nähere Informationen zum Prozedere werden den Posterpräsentierenden nach der Annahme mitgeteilt.

d) Vor der Tagung stattfindende Workshops

Als Workshops können unterschiedliche Formate vorgeschlagen werden: Neben              Lehr-, Fort- und Weiterbildungsformate oder Tutorials (z. B. zu bestimmten Themen, Technologien, Tools, Schlüsselqualifikationen) können auch kollaborative Arbeitsformen zu Themen und/oder Daten (z.B. Hackathons, Barcamps, Tool-Testings) sowie längere, auf einen vorab definierten Output ausgerichtete Treffen von DHd-Arbeitsgruppen eingereicht werden.

Workshops dauern einen halben Tag (4 Stunden, inkl. Pause) oder zwei halbe Tage (7-8 Stunden, inkl. Pausen) und werden am Montag und Dienstag der Tagungswoche stattfinden. Die Proposals müssen die folgenden Informationen enthalten:

  • Titel und eine kurze Beschreibung des Themas (mindestens 1200, maximal 1500 Wörter), die vollständigen Kontaktdaten aller Beitragenden sowie einen Absatz zu deren Forschungsinteressen
  • Angaben zum Format
  • Angaben zum Zielpublikum, insbesondere zu notwendigem Vorwissen
  • die Zahl der möglichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer
  • Angaben zu einer etwa benötigten technischen Ausstattung
  • den für den Workshop spezifischen Call for Papers, falls ein solcher veröffentlicht wird

Von den Workshopleiterinnen und -leitern wird erwartet, dass sie sich für die Tagung anmelden. Von der Anmeldung ausgenommen werden können nur Vortragende, die ansonsten nicht an weiteren Veranstaltungen der Tagung teilnehmen.

e) Doctoral Consortium & Reisestipendien für den wissenschaftlichen Nachwuchs

Für Doktorandinnen und Doktoranden, die ihre Promotionsvorhaben zu einem DH-Thema auf der DHd2022 vorstellen möchten, wird ein Doctoral Consortium veranstaltet. Hierzu ergeht in Kürze ein eigener Call for Papers.

Es ist geplant, Reisestipendien von jeweils bis zu 400 € an Vortragende und Beteiligte zu vergeben, denen nur geringe oder keine finanziellen Mittel im Rahmen eigener Stellen und Projekte zur Verfügung stehen. Hierzu wird ebenfalls ein separater Call veröffentlicht.

f) Anderes

Die Jahrestagung bietet Raum für begleitende Vernetzungstreffen, Arbeitsgruppensitzungen und Ähnliches. Raumbedarfe und Termine sollen im Vorfeld mit den Organisatorinnen und Organisatoren der Konferenz abgestimmt werden. Die lokalen Veranstalter werden hierzu im Vorfeld auf die AG-Convenor zugehen, um räumliche Bedarfe zu klären. Initiatoren für begleitende Vernetzungstreffen wenden sich bitte an die lokalen Veranstalter (). Parallele workshopartige Veranstaltungen sind nicht möglich und sollten als reguläre Workshops eingereicht werden.

Für einstündige Sitzungen der DHd-Arbeitsgruppen stehen Zeitslots am Donnerstag, 10.03.2022, zur Verfügung. Längere Veranstaltungsformate der DHd-Arbeitsgruppen sollten für das Workshop-Programm eingereicht werden.

III. Bewertung der Beiträge

Ein gutes Proposal beschreibt das gestellte Forschungsproblem, bezieht sich auf den aktuellen Forschungsstand, beschreibt die angewendete Methode und benennt das Ergebnis der Forschungen.

a) Kriterien

In der Begutachtung von Vorträgen, Panels und Postern werden die folgenden Bewertungskriterien angelegt:

  • Allgemeine Empfehlung zur Annahme (4-fach gewertet)
  • Es handelt sich um einen innovativen Beitrag zum Gegenstandsbereich der DH (3-fach gewertet)
  • Der Stand der Forschung ist hinreichend dargestellt (u.a. durch eine Bibliographie) (2-fach gewertet)
  • Die Forschungsmethodik ist verständlich beschrieben (2-fach gewertet)
  • Das Proposal ist verständlich formuliert (1-fach gewertet)
  • Das Proposal erfüllt alle formalen Kriterien (1-fach gewertet)

In der Begutachtung von Workshops werden die folgenden Bewertungskriterien angelegt:

  • Allgemeine Empfehlung zur Annahme (4-fach gewertet)
  • Es handelt sich um einen inhaltlich relevanten Beitrag zum Gegenstandsbereich der DH (3-fach gewertet)
  • Der Bezug zur Forschung ist hinreichend dargestellt (u.a. durch eine Bibliographie) (2-fach gewertet)
  • Didaktische Methodik und Ablauf des Workshops sind verständlich und realistisch beschrieben (2-fach gewertet)
  • Das Proposal ist verständlich formuliert (1-fach gewertet)
  • Das Proposal erfüllt alle formalen Kriterien (1-fach gewertet)

b) Bewertungsskala (Punkte)

  • 5 – trifft völlig zu
  • 4 – trifft weitgehend zu
  • 3 – trifft eher zu
  • 2 – trifft eher nicht zu
  • 1 – trifft weitgehend nicht zu
  • 0 – trifft gar nicht zu

Es können demnach maximal 65 Punkte erreicht werden.

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Website zur Ausschreibung und Konferenz

PDF zur Ausschreibung

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Einreichungsfrist:  15.07.2021
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