Der Martin-Gropius-Bau widmet dem Universalkünstler, Designtheoretiker und Schöpfer der Correalismus-Theorie Friedrich Kiesler eine Ausstellung, die vom 11. März bis zum 11. Juni 2017 in Berlin läuft und in der das vielschichtige OEuvre in all seinen Facetten erstmals auch in Deutschland vorgestellt wird.
»Friedrich Kiesler, geboren 1890 in Czernowitz, gestorben 1965 in New York, war ein austro-amerikanischer Architekt, Bühnenbildner, Designer, Künstler und Theoretiker. Sein die Grenzen der einzelnen Kunstgattungen sprengender künstlerischer Ansatz, sein Konzept eines endlos fließenden Raumes und seine ganzheitliche Designtheorie des Correalismus zählen zu den großen Visionen des 20. Jahrhunderts und erfreuen sich ungebrochener Aktualität. Darüber hinaus war Kiesler eine zentrale Figur im Netzwerk der Aesthetic Community in New York, und sein Freundeskreis liest sich wie ein Who-is-Who der Avantgarde.
Anhand zentraler Projekte, wichtiger Künstlerfreundschaften und Gemeinschaftsarbeiten wird auch sein Umfeld skizziert, seine Bedeutung für die Architektur- und Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts aufgezeigt.
Kiesler arbeitet in den 1930ern an Möbel- und Lampenentwürfen und errichtet 1933 in den Schauräumen der Modernage Furniture Company in New York das Space House, seine Vision eines Einfamilienhauses, als 1:1 Modell. Viele Kernthemen der Kiesler‘schen Entwurfs- bzw. Architekturtheorie, vor allem sein Konzept einer „Raum-Zeit-Architektur“, werden hier erstmals formuliert.
Von 1937 bis 1941 leitet Friedrich Kiesler das Laboratory for Design Correlation an der Columbia University in New York und entwickelt seine Correalismus-Theorie, einen ganzheitlichen Designansatz, der auf wissenschaftlicher Analyse gründet und in dessen Zentrum der Mensch steht. Im Zuge seiner Forschung beschäftigt sich Kiesler intensiv mit der menschlichen Wahrnehmung und entwickelt die „Vision Machine“, mit deren Hilfe er das menschliche Sehen als einen aktiven Prozess visualisieren möchte. Diese Studien bilden die Grundlage seiner späteren Ausstellungsgestaltungen. Im Laufe der 1940er Jahre arbeitet Kiesler außerdem an zwei umfangreichen Buchprojekten – einer Publikation seiner Designtheorie des Correalismus und an einer Kulturanthropologie der Architektur mit dem klingenden Titel „Magic Architecture“. Beide Schriften bleiben unpubliziert.
Kiesler behauptet stets, dass jeder „eine gestalterische Grundidee hätte“ – für ihn selbst könnte die Arbeit mit dem „Raum“ als solche bezeichnet werden. Der Raum, insbesondere der endlos fließende Raum, zieht sich als Kernthema durch Kieslers Œuvre. 1950 schafft er erstmals ein kleines eiförmiges Modell für ein „Endless House“. Im Laufe der 1950er Jahre verfeinert er dieses Konzept und erhält 1958 ein Stipendium, um im Skulpturengarten des MoMA ein 1:1 Modell eines „Endless House“ zu errichten. Wenngleich die Realisierung scheitert, zählt es unbestritten zu den Ikonen visionärer Architektur des 20. Jahrhunderts.«
Ort
Martin-Gropius-Bau
Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin
Laufzeit
11. März bis 11. Juni 2017
Öffnungszeiten
Mi bis Mo 10:00–19:00 (Di geschlossen)
Für alle, die vorab einen Blick in die Ausstellung werfen wollen, einfach hier schauen.