Call for Papers – Zeiten und Räume digitaler Kommunikation

Für die Tagung am 8. bis 10. November 2017 mit dem Titel Zeiten und Räume digitaler Kommunikation läuft noch bis zum 18. Juni 2017 ein Call for Papers.

Thema
Medienvermittelte Kommunikation beeinflusst immer schon die sozialen Bezüge zu den fundamentalen Dimensionen von Raum und Zeit sowie deren Verhältnis zueinander. Digitale vernetzte Medien haben nun erneut das Potential, deren Wahrnehmung, Erleben und Gestaltung zu verändern. Welcher Gestalt diese Veränderungen konkret sind, auf welchen individuellen und gesellschaftlichen Ebenen diese geschehen, inwiefern sie sich praktisch wann, wo und für wen auswirken und welche Strukturen dadurch entstehen, ist theoretisch und empirisch nicht umfassend bearbeitet.

Eine explizit kommunikationswissenschaftlich ausgerichtete Auseinandersetzung mit der digital vermittelten Konstruktion von Zeit und Raum bzw. der Rolle von digitalen Medien im Umgang mit und der Gestaltung von Zeiten und Räumen steht erst in den Anfängen. So erfolgt beispielsweise die Analyse digitaler Kommunikationsräume oft mit einer Konzentration auf Felder politischer Meinungsbildung, auf das Entstehen neuer demokratischer Arenen bzw. persönlicher Öffentlichkeitssphären. Temporale Aspekte treten bei Studien zur zeitlichen Taktung von Programmen und bei der Erfassung von Mediennutzungsbudgets in den Blick. Grundsätzliche raum-zeitliche Überlegungen werden dabei aber häufig eher randständig bearbeitet.

Inhaltliche Schwerpunkte der Tagung
Die Tagung verfolgt das Ziel, bekannte und neue Phänomene der digitalen Kommunikation in Bezug zu räumlichen und zeitlichen Dimensionen zu setzen. Ob und inwieweit sich in digital vernetzten Medien Kommunikationsvorgänge von Realzeit und Realraum lösen, wodurch lokale und temporale Wahrnehmungen beeinflusst und Erfahrungen befördert werden, die mit gewohnten Raum-Zeit-Vorstellungen brechen, welche Implikationen die soziale und technische Rahmung von digitalen Infrastrukturen und algorithmischen Programmen auf die raum-zeitliche Gestaltung von Kommunikation entfaltet oder welche Wechselwirkungen zwischen analytisch differenzierten Zeiten und Räumen des Internets einerseits, den Zeiten und Räumen der medienbezogenen Erfahrungswelt andererseits auftreten, sind Themen, die auf der Tagung diskutiert werden sollen. Raum und Zeit dienen so als gemeinsame analytische Perspektive der Tagung.

Besonders angefragt sind Beiträge, die sich mit Interdependenzen von realen und virtuellen Raum-/Zeitkonfigurationen und der begrifflichen Schärfung der Analyse medialen Handelns und medialer Wirkungszusammenhänge in Raum und Zeit befassen. Die Beiträge können sich u.a. mit folgenden Fragen befassen:

(1) Gesellschaftliche Ebene:

  • Wie, unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Folgen konstituiert digitale Kommunikation auf der gesellschaftlichen Ebene Verhältnisse zu Zeit und/oder Raum?
  • Welche Wirkungen entfalten digitale Kommunikationstechnologien auf die gesellschaftliche Ausgestaltung von Raum-Zeit-Strukturen, etwa über eine Neuorganisation von Arbeit, Konsum und Unterhaltung?
  • Welcher Einfluss auf die Dynamisierung von Zeitverhältnissen, etwa auf das Erleben gesellschaftlicher Beschleunigung, kann den digitalen Medien zugewiesen werden?
  • Welche strukturellen Rückbezüge zwischen dem digitalen Kommunikationsraum, der zunächst selbst vielfach mit Raumbegriffen aus der analogen Welt umschrieben und etikettiert wurde (z.B. Cyberspace, Datenautobahn, global village, Echokammer), und dem vermeintlich realen Raum sind erkennbar?
  • Welche analytischen und begrifflichen Implikationen hat die Rede von Öffentlichkeit als zeitlicher und räumlicher Entität (z.B. Öffentlichkeit als Prozess, als Kommunikationsraum)?

(2) Produktions- und Gestaltungsebene:

  • Was macht digitale Räume aus? Wie und welche Räume werden ‚erschaffen’? Wer kann hier in welcher Weise als Produzent von Räumen bzw. als zeitlicher Taktgeber gelten?
  • Welches Zeiterleben und Möglichkeiten der Zeitgestaltung eröffnen bzw. begrenzen digitale Kommunikationsformen?
  • Welche Werte, Regeln und Normen sind digitalen Räume und Temporalitäten zugewiesen?
  • Welche Wechselwirkungen zwischen Materialität und Räumlichkeit der digitalen Infrastruktur (z.B. transkontinentale Kabel, Serverfarmen) und sozialer Kommunikation lassen sich aufzeigen?

(3) Subjektive Ebene:

  • Wie, unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Folgen konstituiert digitale Kommunikation auf der subjektiven Ebene Verhältnisse zu Zeit und/oder Raum?
  • Wie verschieben sich in und durch digitale Kommunikationsmedien zeitliche Horizonte, also die Vorstellung von Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit?
  • Wie und in welche Richtungen verändern sich Raum und Zeit als wesentliche Dimensionen unseres Wirklichkeitsverständnisses durch das selbstverständlich und alltäglich gewordene Kommunizieren, Lernen, Arbeiten und Konsumieren im Internet?
  • Wie transformieren Erfahrungen mit digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien den Umgang mit, aber auch die Vorstellungen von Raum und Zeit?
  • Inwiefern vermischen sich die verschiedenen Raumerfahrungen und -vorstellungen zu neuen Raumkonstruktionen? Welche Rückwirkungen auf das reale Raumerleben haben z.B. digitale Spielewelten oder so genannte virtuelle Realitäten?

Einreichungen
Aussagekräftige ‚Extended Abstracts’ (4.000 bis 5.000 Zeichen inklusive Leerzeichen, exklusive Literaturquellen) können bis zum 18. Juni 2017 eingereicht werden. Die Einreichung erfolgt ausschließlich über das unter der URL https://www.conftool.pro/digikomm2017 eingerichtete Online Abstract Management System (OAMS). Bitte achten Sie darauf, dass der Abstract keine Hinweise auf die Autorenschaft enthält. Alle Einreichungen werden anonym nach den Kriterien theoretische Fundierung, Relevanz der Fragestellung, Angemessenheit der Methode/Vorgehensweise, Neuigkeitswert/Originalität, Klarheit und Prägnanz der Darstellung begutachtet. Die Ergebnisse des Reviews werden bis Ende Juli 2017 bekannt gegeben.

Der Einsendeschluss für das Abstract ist der 18. Juni 2017.

Die Tagung findet vom 8. bis zum 10. November 2017 in Stuttgart statt. Veranstalter ist die Media School der Hochschule Macromedia. Aktuelle Informationen finden Sie ab Frühsommer 2017 auf der Tagungswebsite.

Für die Fachgruppe Digitale Kommunikation
Christian Pentzold:
Christian Katzenbach:

Für das ausrichtende Institut
Thomas Döbler:
Castulus Kolo:

Geschrieben von
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